Die offizielle Beschreibung des Europeadekomitees hat folgenden Wortlaut: “Die Europeade ist ein völkerverbindendes Forum für die Darstellung der kulturellen Vielfalt Europas, das allen europäischen Nationen offen steht. Jedes teilnehmende Land stellt hierbei die unverwechselbaren Besonderheiten seiner Künste, seiner Sitten und Gebräuche und seines spezifischen regionalen Charakters dar.
Unser gemeinsames Ziel ist ein Europa in Frieden und Freiheit, in dem der Reichtum der Volkskulturen erblüht.“
So treffen sich jedes Jahr in einem anderen Land ca. 5000 Folkloristen
von knapp 200 verschiedenen Gruppen aus ca. 30 verschiedenen Regionen Europas.
Bei dieser Veranstaltung ist es noch nie zu größeren Auseinandersetzungen gekommen. Wie heißt es doch so schön : Musik verbindet !
Doch nicht nur die Darstellungen der einzelnen Gruppen machen diese Fahrt so interessant. Nach den Hauptveranstaltungen in den Quartieren wird häufig noch weiter musiziert und getanzt. Dabei kommt es dann zu vielen Freundschaften und auch hierbei gilt :Musik kennt keine Grenzen
und spricht jede Sprache !
Die EUROPEADE gliedert sich in verschiedene Veranstaltungen :
Am ersten Abend stellen sich die Gruppen der gastgebenden Region vor,
am zweiten Tag findet dann der erste Teil der Hauptveranstaltung statt.
Hierbei treten die ersten Gruppen aus den verschieden Regionen auf. Es ist auch für uns immer wieder eine besondere Ehre, wenn man in einem großen Stadion vor mehreren Tausend Zuschauern steht und dann als Folkloregruppe Oberbauerschaft aus Westfalen, Deutschland vorgestellt wird. Es ist schon eine Auszeichnung, einen eigenen Auftritt im Rahmen dieser Veranstaltung zu haben. In dem ersten Jahr war das noch nicht so.
Der dritte Abend ist den Chören vorbehalten. Am vierten Tag findet der große Festumzug statt. Häufig sind die Straßen dicht besetzt von Zuschauern die allen Gruppen zujubeln.
Abends findet der große Europaball statt. Die Dorfkapelle hatte in den letzten Jahren häufig das Glück auch hierbei Westfalen vertreten zu dürfen. So sorgte man dann ca. eine halbe Stunde mit Tanzmusik für gute Laune.
Am Sonntag findet dann der zweite Teil der Hauptveranstaltung statt.
Am Ende dieser Veranstaltung wird die Europeadefahne an den Bürgermeister der Stadt übergeben, die im nächsten Jahr Ausrichter ist.
Die EUROPEADEN sind immer von besonderen Erlebnissen geprägt.
Als die Folkloregruppe 1981 an der Europeade in Martigny/ Schweiz teilnahm, wurde sie von Marcel Savioz die Tage über begleitet. Auch im Anschluss hatte man noch häufig privaten Kontakt miteinander. Nach der Europeade in Turin machte man noch einmal einen Zwischenstop in Martigny, um die Freunde zu besuchen. Der Sohn der Familie war dann auch längere Zeit in Oberbauerschaft als Austauschschüler und bei Familie Winkelmann untergebracht. Als die Folkloregruppe dann 1997 wieder zur EUROPEADE in die Schweiz gefahren ist, hat sich Bertram Savioz, eben jener Sohn, bereit erklärt, die Führung einer Gruppe zu übernehmen, wenn es Oberbauerschaft wäre. Und so hat man über Jahre hinweg den Kontakt sogar generationsübergreifend erhalten. Große Freude herrschte dann, als die Europeade auch im Jahr 2008 wieder in Martigny war, wir Bertrand wieder getroffen haben und wir einige schöne Tage gemeinsam mit ihm verbracht haben.
Auch 1991 in Rennes erlebten wir wahre Gastfreundschaft.
Am Ende der Hauptveranstaltung lernte unser Bertaträger Eckhard Oevermann einen Portugiesen kennen, der in Rennes wohnt. Dieser hat uns dann für den nächsten Tag zu sich eingeladen. Wir waren sehr überrascht von der Gastfreundschaft. Es wurde Wein geholt und dann wurde gefeiert. Wir sind auf der Straße aufgetreten und alle Nachbarn sind dazu gekommen.
1998 fand dann wieder die EUROPEADE in Rennes statt. Vorher hatte man noch über das Erlebnis von vor Sieben Jahren gesprochen, aber während der Veranstaltung nicht mehr darüber nachgedacht. Als wir dann am letzten Tag aus dem Stadion gehen, wartet eben jener Portugiese auf uns, begrüßt uns freudig und lädt uns wieder zu sich ein.
Wieder kamen alle Nachbarn, wieder gab es Wein, Brot, gebackenen Kuchen und alles mögliche. Selbst die Schallplatte der Dorfkapelle und Fotos von vor sieben Jahren gab es zu bewundern.
Ob er wohl bei der nächsten EUROPEADE in Rennes wieder auf uns wartet?
Doch noch wissen wir nicht, wann das sein wird.
Das sind eben die besonderen Erlebnisse, die diese EUROPEADEN so unvergessen machen.
Von jeder Fahrt gibt es Anekdoten, mal persönliche, mal welche, die den Auftritt betreffen, doch immer gibt es viele gemeinsame Erinnerungen, über die man noch Jahre später lacht.
Weißt Du noch, damals in ....
Am Anfang des Jahres 1969 überbrachte Heinrich Hüffmeyer (damals Mitglied im Kulturausschuss des Kreises Minden-Lübbecke) von einem offiziellen Besuch in Brügge dem Heimatverein Oberbauerschaft eine Einladung zu einem großen Folkloretreffen in Westflandern.
Er regte die Wiedergründung einer Folkloregruppe an. So entstand 1969 die Volkstanzgruppe des Heimatvereins Oberbauerschaft, die gemeinsam mit der Dorfkapelle Oberbauerschaft, die Folkloregruppe bildet.
Doch in welcher Kleidung sollte man auftreten? Zu einem Folkloretreffen wurde auch immer traditionelle Kleidung erwartet und so bemühte man sich um Trachten, die aus dieser Region stammen.
Hierbei erwarb sich Frau Oberstudienrätin Margarete Scherzer besondere Verdienste. Ihr ist es zu verdanken, dass wir noch heute in unseren Trachten auftreten, die der Leineweber Tracht aus dem 18. Jahrhundert nachempfunden ist.
Als Folge des Besuchs in Izegem/Westflandern und der Freundschaft zu der Gruppe „ de Boose „ die bereits 1970 einen Gegenbesuch auf der Kahle-Wart machte, fuhr man 1971 zur ersten EUROPEADE in Antwerpen/Belgien. Seit damals sind nun schon viele Jahre ins Land gegangen und mittlerweile werden wir in diesem Jahr zum 20. male zu einer EUROPEADE fahren.
In vielen Ländern sind wir durch dieses Treffen gelangt und es ist immer wieder erstaunlich, wie viele begeisterte Zuschauer bei diesen Veranstaltungen anwesend sind. Besonders die Südländer überraschen uns immer wieder mit ihrem Temperament und Ihrer Begeisterungsfähigkeit. Doch auch die eher für zurückhaltend gehaltenen Hessen in Frankenberg haben uns überzeugt.
Als wir auf den Festumzug warten mussten, war es für deutsche Begriffe sehr heiß. Selbst die Spanier hatten größte Schwierigkeiten mit der Hitze fertig zu werden. Da kamen die Bewohner aus Ihrer Häusern und brachten Mineralwasser und zeigten sich von Ihrer besten Seite. Dieses kannten wir bisher nur aus den südlichen Ländern.
Die Berta ist ein Symbol unser Europeadefahrten. Wie man auf dem Foto erkennen kann, handelt es sich um ein Eichenfass.
Während unseren Auftritten wird daraus den Zuschauern „ Westfälischer Landwein“ angeboten. Der Korn, der sich in diesem Fass befindet, nimmt durch die Eiche einen ganz besonderen Geschmack an.
In 1981 hat Wilhelm Winkelmann sich dieses Fass zurecht gemacht und auch in den ersten Jahren immer getragen. Wilhelm und seine Berta sind ein Symbol unser Gruppe geworden, dass unverzichtbar auf den EUROPEADEN geworden ist und schon vielen eine Freude bereitet hat.
Das Europeadekomitee wartet beim Durchmarsch schon immer auf die Folkloregruppe Oberbauerschaft und vor allem auf Ihre Kostprobe aus der Berta.
1971 Antwerpen - Belgien
1972 Annecy - Frankreich
1973 Nuoro auf Sardinien - Italien
1978 Wien - Österreich
1979 Antwerpen - Belgien
1980 Schwalmstadt - Deutschland
1981 Martigny - Schweiz
1983 Wien - Österreich
1984 Rennes - Frankreich
1985 Turin - Italien
1987 München - Deutschland
1988 Antwerpen - Belgien
1991 Rennes - Frankreich
1994 Frankenberg - Deutschland
1995 Valencia - Spanien
1997 Martigny - Schweiz
1998 Rennes - Frankreich
1999 Bayreuth - Deutschland
2000 Horsens - Dänemark
2002 Antwerpen - Belgien
2003 Nuoro - Sardinien
2005 Quimper - Frankreich
2006 Zamora - Spanien
2007 Horsens - Dänemark
2008 Martigny - Schweiz
2009 Klaipeda - Litauen
2010 Bozen - Italien
2012 Padua - Italien
2013 Gotha - Deutschland
2014 Kielce - Polen
2015 Helsingborg - Schweden
2016 Namur - Belgien
2017 Turku - Finnland
2018 Viseu - Portugal
2019 Frankenberg - Deutschland
In diesen Jahren hat sich auch vieles innerhalb der Folkloregruppe getan. In den beiden ersten Jahren 1971 und 1972 fuhr die Folkloregruppe mit der heutigen „Seniorengruppe“ zur Europeade.
In 1973 fuhr dann das erste Mal auch die damalige Jugendgruppe mit. Aus der Jugendgruppe ist heute eine Volkstanzgruppe geworden.
Dann kamen viele Jahre, in denen es mal mehr, mal weniger schwer war, genügend aktive für diese Fahrt zu begeistern. Immer wieder fanden sich auch Musiker aus anderen Kapellen, die uns gerne unterstützt haben.
In 1999 nach Bayreuth sind dann das erste Mal auch Kinder aus der neugegründeten Kindervolkstanzgruppe des Heimatvereins mitgefahren. Dadurch sind unsere Auftritte noch attraktiver geworden, denn die Kleinen sehen in Ihren Trachten umwerfend aus.
So hoffen wir auf noch viele schöne Fahrten zu den nächsten EUROPEADEN und das die nächste Generation dieses weiter aufrecht erhält.